1. Telefonische Beratung und Hotlines
Telefonische Beratungsangebote bieten einen niedrigschwelligen ersten Kontakt für Menschen mit Glücksspielproblemen. Sie sind anonym, kostenlos und häufig rund um die Uhr erreichbar.
Die BZgA-Hotline des Bundesinstituts für Öffentliche Gesundheit bietet kostenfreie Beratung zur Glücksspielsucht von Montag bis Donnerstag (10-22 Uhr) und Freitag bis Sonntag (10-18 Uhr).
Weitere wichtige Hotlines:
Die Telefonseelsorge steht Ihnen 24 Stunden täglich zur Verfügung und bietet vertrauliche Gespräche in akuten Krisensituationen.
2. Lokale Suchtberatungsstellen aufsuchen

Suchtberatungsstellen bieten persönliche Gespräche mit erfahrenen Fachkräften. Sie helfen bei der Einschätzung des Problems und entwickeln gemeinsam mit Ihnen individuelle Lösungswege.
Vorteile der persönlichen Beratung:
- Individuelle Betreuung durch Fachpersonal
- Vermittlung in weiterführende Therapieangebote
- Unterstützung bei Antragsstellungen
- Hilfe bei finanziellen und rechtlichen Fragen
So finden Sie eine Beratungsstelle:
- Über die Webseite der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen
- Über Landeskoordinierungsstellen Glücksspielsucht
- Über Ihre Hausärztin oder Ihren Hausarzt
- Über kommunale Gesundheitsämter
Beratungsstelle in Ihrer Nähe finden
Das Suchthilfeverzeichnis der Deutschen Hauptstelle für Suchtfragen hilft Ihnen, eine geeignete Anlaufstelle in Ihrer Region zu finden.
3. Online-Beratung und digitale Hilfsangebote nutzen

Digitale Beratungsangebote ermöglichen anonyme und ortsunabhängige Hilfe. Sie sind besonders für Menschen geeignet, die den ersten Schritt lieber im geschützten Rahmen gehen möchten.
PlayChange
Bietet anonyme Online-Beratung per Chat, Mail oder Video in deutscher und türkischer Sprache durch qualifizierte Fachkräfte.
Check-dein-Spiel
Bietet Selbsttests, Informationen und ein 10-tägiges Selbsthilfeprogramm sowie persönliche Beratung per Telefon oder E-Mail.
DigiSucht
Kostenfreie und anonyme digitale Beratung für Betroffene und Angehörige durch erfahrene Suchtberater.
4. Selbsthilfegruppen besuchen
Der Austausch mit anderen Betroffenen kann sehr wertvoll sein. In Selbsthilfegruppen teilen Menschen ähnliche Erfahrungen und unterstützen sich gegenseitig auf dem Weg aus der Sucht.
Was bieten Selbsthilfegruppen?
Selbsthilfegruppen schaffen einen geschützten Raum für den Erfahrungsaustausch. Hier können Sie offen über Ihre Probleme sprechen und von den Erfahrungen anderer lernen. Die Teilnahme ist kostenlos und in der Regel anonym.
Welche Gruppen gibt es in Deutschland?
Zu den bekanntesten Gruppen zählen die Anonymen Spieler (GA – Gamblers Anonymous) sowie verschiedene regionale Selbsthilfegruppen, die oft von Suchtberatungsstellen oder kirchlichen Trägern organisiert werden.
Selbsthilfegruppe finden
Die NAKOS (Nationale Kontakt- und Informationsstelle zur Anregung und Unterstützung von Selbsthilfegruppen) hilft Ihnen bei der Suche nach einer passenden Gruppe.
5. Ambulante Therapie beginnen

Die ambulante Therapie ermöglicht eine professionelle Behandlung, während Sie weiterhin in Ihrem gewohnten Umfeld leben und arbeiten können. Die Kosten werden in der Regel von den Krankenkassen übernommen.
Vorteile ambulanter Therapie
- Behandlung ohne Unterbrechung des Alltags
- Direkte Anwendung des Gelernten im Alltag
- Regelmäßige Termine (1-2 Mal wöchentlich)
- Kostenübernahme durch gesetzliche Krankenkassen
Grenzen ambulanter Therapie
- Weniger intensive Betreuung als stationär
- Konfrontation mit Spielmöglichkeiten im Alltag
- Erfordert hohe Eigenmotivation
- Nicht geeignet bei schweren Begleiterkrankungen
Die ambulante Therapie wird von Psychotherapeuten mit Kassenzulassung oder in Suchtambulanzen angeboten. Sprechen Sie mit Ihrem Hausarzt über eine Überweisung oder kontaktieren Sie direkt eine Suchtberatungsstelle für die Vermittlung.
6. Stationäre Rehabilitation in Anspruch nehmen

Bei schwerer Glücksspielsucht oder wenn ambulante Maßnahmen nicht ausreichen, kann eine stationäre Rehabilitation der richtige Weg sein. Während eines mehrwöchigen Aufenthalts in einer Fachklinik erhalten Sie intensive therapeutische Unterstützung.
| Leistung | Dauer | Kostenträger | Voraussetzung |
| Entwöhnungsbehandlung | 8-16 Wochen | Rentenversicherung | Versicherungspflicht |
| Medizinische Rehabilitation | 12-16 Wochen | Krankenkasse | Ärztliche Verordnung |
| Adaption | 8-12 Wochen | Rentenversicherung | Nach Entwöhnung |
Während der stationären Behandlung arbeiten Sie intensiv an den Ursachen Ihrer Glücksspielsucht und entwickeln Strategien für ein Leben ohne Glücksspiel. Die Therapie umfasst Einzel- und Gruppengespräche, Ergotherapie, Sport und kreative Angebote.
Kliniksuche starten
Die Deutsche Rentenversicherung bietet eine Übersicht über anerkannte Rehabilitationskliniken für Glücksspielsucht.
7. Spielersperre einrichten
Eine wichtige Maßnahme zum Schutz vor Rückfällen ist die Spielersperre. Seit dem Glücksspielstaatsvertrag 2021 gibt es in Deutschland eine anbieterübergreifende Sperrdatei (OASIS), die von allen legalen Anbietern genutzt werden muss.
Selbstsperre
Sie können sich selbst für mindestens drei Monate oder unbefristet vom Glücksspiel ausschließen lassen. Die Sperre gilt für alle legalen Anbieter in Deutschland, sowohl online als auch in Spielhallen und Casinos.
Fremdsperre
Auch Angehörige können eine Spielersperre beantragen, wenn sie nachweisen können, dass die betroffene Person spielsüchtig ist oder übermäßige finanzielle Ausgaben für Glücksspiel tätigt.
Die Spielersperre kann beim Regierungspräsidium Darmstadt oder direkt bei Glücksspielanbietern beantragt werden. Für Online-Glücksspiele gibt es darüber hinaus die Möglichkeit einer 24-Stunden-Kurzzeitsperre.
Spielersperre beantragen
Beim Regierungspräsidium Darmstadt können Sie das Formular zur Selbstsperre herunterladen.
8. Finanzielle Beratung und Schuldenregulierung

Glücksspielsucht führt häufig zu erheblichen finanziellen Problemen. Eine professionelle Schuldnerberatung kann helfen, die finanzielle Situation zu stabilisieren und einen Weg aus der Schuldenfalle zu finden.
Schuldnerberatungsstellen bieten kostenlose Hilfe bei der Analyse der finanziellen Situation, Verhandlungen mit Gläubigern und der Entwicklung eines Entschuldungsplans. In manchen Fällen kann auch ein Privatinsolvenzverfahren sinnvoll sein.
Schuldnerberatung finden
Die Bundesarbeitsgemeinschaft Schuldnerberatung hilft Ihnen, eine anerkannte Beratungsstelle in Ihrer Nähe zu finden.
9. Hilfe für Angehörige

Glücksspielsucht betrifft nicht nur die Spielenden selbst, sondern das gesamte Umfeld. Angehörige leiden oft unter finanziellen Problemen, Vertrauensverlust und emotionaler Belastung. Auch für sie gibt es spezielle Hilfsangebote.
„Als Angehöriger ist es wichtig, die eigenen Grenzen zu wahren und sich selbst Unterstützung zu holen. Nur wenn Sie auf sich selbst achten, können Sie langfristig auch für andere da sein.“
Spezielle Angebote für Angehörige:
- Beratungsgespräche in Suchtberatungsstellen
- Angehörigengruppen zum Erfahrungsaustausch
- Online-Plattform „Verspiel nicht mein Leben“
- Spezielle Hilfe für Kinder von Glücksspielsüchtigen über „Gamblerkid“
Unterstützung für Angehörige
Die Initiative „Verspiel nicht mein Leben“ bietet spezielle Informationen und Hilfe für Angehörige von Glücksspielsüchtigen.
10. Präventions- und Aufklärungsangebote nutzen

Prävention und Aufklärung sind wichtige Bausteine im Kampf gegen Glücksspielsucht. In Deutschland gibt es verschiedene Angebote, die über die Risiken informieren und Wege aufzeigen, wie man verantwortungsvoll mit Glücksspiel umgehen kann.
Präventionsangebote in Deutschland:
- Informationsmaterialien der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
- Präventionsveranstaltungen in Schulen und Jugendeinrichtungen
- Selbsttests zur Einschätzung des eigenen Spielverhaltens
- Informationsportale wie „Check dein Spiel“ mit Wissenstests und Selbsthilfeprogrammen
Auch wenn Sie aktuell keine Probleme mit Glücksspiel haben, kann es sinnvoll sein, sich über die Risiken zu informieren – besonders wenn Sie regelmäßig spielen oder Angehörige haben, die spielen.
Informieren Sie sich
Die Kampagne „Verspiel nicht dein Leben“ bietet umfassende Informationen zum Thema Glücksspielsucht.
Fazit: Der erste Schritt ist der wichtigste

Der Weg aus der Glücksspielsucht beginnt mit dem Eingeständnis, dass ein Problem vorliegt, und dem Mut, Hilfe anzunehmen. In Deutschland steht ein breites Netzwerk an Unterstützungsangeboten zur Verfügung – von der anonymen Telefonberatung über Selbsthilfegruppen bis hin zu professionellen Therapieangeboten.
Wichtig zu wissen: Glücksspielsucht ist als Krankheit anerkannt. Die Kosten für Beratung und Therapie werden in der Regel von den Krankenkassen oder Rentenversicherungsträgern übernommen. Niemand muss diesen Weg alleine gehen.
Wenn Sie selbst betroffen sind oder jemanden kennen, der Hilfe benötigt, zögern Sie nicht, eines der vorgestellten Angebote zu nutzen. Der erste Schritt ist oft der schwerste – aber er ist es wert.
Jetzt Hilfe finden
Auf der Plattform „Bundesweit gegen Glücksspielsucht“ finden Sie alle Hilfsangebote in Deutschland auf einen Blick.
